Dies ist mein erster Fanfiction-Roman, der sich aus einer Kurzgeschichte entwickelte, die ursprünglich bloss vier A4-Seiten füllen sollte. Es wurden 70'000 Wörter, was einem Buch von rund 300 Seiten entspricht.
Hier ist der Link zum kostenfreien Download des Buches als PDF-Datei (1.6 MB): Der arme Moritz Khajiit und Bjorlam der Kutscher
Die Handlung
Himmelsrand steht kurz vor dem Ausbruch eines Bürgerkrieges. Die Leute schlagen sich in den Wirren mehr schlecht als recht durch. Moritz Khajiit, der wegen seiner mitleidigen Masche den Spitznamen «Der arme Moritz Khajiit» erhielt, ist ein Mitglied der Diebesgilde, während Bjorlam mit seiner Kutsche die Familie irgendwie ernähren muss.
Moritz Khajiit, ein Mitglied des Katzenvolkes und fremd in Himmelsrand, und Bjorlam, ein einheimischer Nord, der lieber unter seinesgleichen ist, streiten sich regelmässig um den Fahrpreis, wenn Moritz wieder einmal die Dienste des Kutschers benötigt.
Beide könnten nicht unterschiedlicher sein und können einander nicht ausstehen: Moritz, ein Dieb und Gauner, und Bjorlam, ein ehrenwerter, hart arbeitender Nord.
Doch eines Tages rückt Bjorlam mit der Sprache heraus. Er hat ein Problem mit seiner Schwester Adissla, und Moritz Khajiit hilft ihm dabei. Eine ungeahnte Freundschaft unter Männern entsteht, die zusammen durch dick und dünn gehen.
Leseprobe
Prolog
Lisette bereitete das Frühstück vor, während ihr Gatte, der arme Moritz Khajiit, seine Sachen packte. Wie immer hatte er keinen Sinn für Ordnung. Er wuselte in den Zimmern umher und fluchte. Lisette, wo ist dies? Lisette, wo ist das?
In diesen Situationen fragte sie sich Scherzes halber, weshalb sie sich in die Katze verliebt hatte. Seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war sie nicht mehr von ihm losgekommen. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen. War es tatsächlich schon drei Jahre her, dass sie geheiratet hatten?
Sie schüttelte gedankenverloren den Kopf, als sie das geräucherte Fleisch aufschnitt. Fast hätte sie sich in den Finger geschnitten.
Damals hatte sie als Bardin in Einsamkeit gearbeitet, im Zwinkernden Skeever. Das Gasthaus hatte Corpulus Vinius gehört, der jedem erzählt hatte, weshalb sein Gasthaus Zwinkernder Skeever hiess, ob man es hören wollte oder nicht. Sie war neu bei der Barden-Akademie gewesen und als Anfängerin dorthin geschickt worden.
Als Anfängerin dort zu arbeiten, hatte sie zuerst ein wenig beleidigt, da sie sich als fremde Bretonin bereits im Kaiserreich als Bardin durchgeschlagen hatte. Aber sie hatte die Arbeit angenommen, denn sie liebte es, zu singen und die Harfe zu spielen. Man sagte ihr nach, dass sie nicht nur wunderschön aussehe, sondern auch Talent als Sängerin habe.
Eines Abends war ein Khajiit ins Gasthaus getreten. Lisette hatte sich gewundert, denn den Khajiits war der Zugang zu den Städten Himmelsrands normalerweise verboten. Sie war neugierig geworden und hatte dem Tuscheln der Gäste gelauscht. Dabei hatte sie die Worte Drachenblut und Dovahkiin gehört.
Der Khajiit war also einer der sagenumwobenen Drachenkämpfer, die der Legende nach die Schreie der Drachen beherrschten und ihre Seelen aufnehmen konnten. Er hatte nur eine einfache dunkle Lederrüstung mit jeweils einem Dolch an jeder Seite getragen. Ein paarmal hatte sie diese Art der Rüstung bereits in Rifton gesehen, deshalb hatte sie vermutet, dass die Katze ein Mitglied der Diebesgilde sei.
Er hatte in der Mitte der Schenke Platz genommen und begonnen, etwas Brot, Käse und Fleisch zu essen. Dazu hatte er sich eine gute Flasche Met spendiert. Er war offenbar von der Reise ausgehungert gewesen, und es hatte ihm geschmeckt.
Lisette hatte dem Khajiit das Essen versüssen wollen und begonnen, das Lied vom Drachenblut zu singen. Sie hatte ihm gefallen wollen und sich deshalb besondere Mühe gegeben. Der Mann von den Khajiit hatte augenblicklich aufgehört zu kauen, einen tiefen Schluck Met genommen und mit seinen goldgelben Katzenaugen nach der Sängerin des Liedes gesucht.
Dann hatten sich ihre Blicke getroffen. Während ihres Gesangs hatte der Khajiit in ihre Augen geschaut. Er hatte ihr Gesicht gemustert, genau wie die schulterlangen, weissen Haare und ihre schlanke Figur.
Als Bardin hatte Lisette die begehrenden Blicke der Männer gekannt, sie aber als Begleiterscheinung ihrer Arbeit als Bardin hingenommen. Bei dem Khajiit hatte sie jedoch gewollt, dass er sie anschaute. Sie hatte gewollt, dass er ihr Gesicht bezaubernd und ihre Figur begehrenswert fand.
Am Ende des Liedes hatte der Khajiit auf den Tisch geklopft, denn mit seinen Pfoten hatte er nicht klatschen können. Er hatte einige Goldmünzen auf den Tisch gelegt, und Lisette hatte den ganzen Abend für ihn gesungen. Als endlich der letzte Gast gegangen war, hatte er sie an seinen Tisch eingeladen. Sie hatten miteinander gegessen und getrunken, gelacht und auch über ernsthafte Themen geredet.
Sie hatten zusammen die Nacht verbracht, was Lisette als Bardin sonst niemals getan hatte. Sie hatte auch nicht gewusst, ob es nur ein Abenteuer gewesen war oder ob sich mehr entwickeln würde. Moritz Khajiit hatte sie jedoch regelmässig in Einsamkeit besucht, und ihre Freundschaft hatte sich vertieft.
Eines Tages war er vor sie getreten und hatte das Amulett von Mara angelegt. Lisette war ihm sofort um den Hals gefallen, denn das Amulett hatte bedeutet, dass er sie heiraten wollte. Drei Monate später hatte die Trauung im Tempel von Mara stattgefunden.
Lisette wurde aus ihren Erinnerungen gerissen, als ihre beiden Adoptivkinder Lucia und Hroar hereinstürmten. Laut und hastig verschlangen sie ihr Frühstück und schimpften über die Schule. Ihr Haus in Rifton namens Honigheim wurde langsam eng für die ganze Familie.
Der Platz hatte noch gereicht, als Moritz Khajiit Offizier der Diebesgilde geworden war und den Anspruch auf das Haus geltend gemacht hatte. Seit Lisette und die Kinder zu ihm gezogen waren, schien alles irgendwie eng zu werden.
Die Aufträge liefen gut und sein Einkommen als Dieb wuchs. Lisette arbeitete weiterhin als Bardin und unterstützte das Familiengold. Sie liebäugelten mit dem Heljarchen-Anwesen in der Nähe Weisslaufs, mit einem grossen mehrstöckigen Haus und etwas Umschwung.
Die Kinder waren mit dem Frühstück fertig und rannten nach draussen. Im Haus wurde es angenehm ruhig, und der arme Moritz Khajiit setzte sich zu Lisette an den Tisch. Seufzend sackte er auf den Stuhl und liess erschöpft beide Arme fallen.
»Hast du alles, was du brauchst?«, fragte Lisette und reichte ihm einen Teller.
»Danke, ich denke schon.«
Er schenkte ihr frisches Quellwasser ein.
»Wie lange wirst du fortbleiben?«
»Von Rifton nach Einsamkeit? Sicher eine Woche, vermutlich sogar zwei.« Er schaute sie traurig an. »Ich vermisse dich jetzt schon.«
Sie lächelte ihm zu.
»Sei vorsichtig, die Leute sind verrückt wegen des Bürgerkrieges. Besonders die Sturmmäntel hetzen gegen alle, die nicht reine Nords sind, besonders gegen Khajiits, Argonier und Elfen.«
»Ich reise über Weisslauf nach Einsamkeit, das liegt alles im Gebiet der Kaiserlichen Armee«, beruhigte Moritz seine Frau. »Es sind auf jeden Fall zwei bis drei Tagesreisen nach Einsamkeit. Ich werde die Kutsche nehmen.«
Lisette lachte kurz auf. Ein Lachen, das Moritz in der nächsten Woche vermissen würde. Er schaute sie verblüfft an.
»Du und der Kutscher, ihr seid wie Feuer und Wasser«, sagte sie, immer noch ein wenig schmunzelnd.
»Was soll ich denn machen? Ständig flucht dieser Nord über mich, wenn er mich sieht«, entschuldigte sich Moritz Khajiit. »Einmal rannte er sogar davon, als er mich sah.«
Lisette stand auf, räumte die Teller ab und zupfte Moritz neckend am Ohr. »Du bist selbst schuld daran. Wieso feilschst du immer über den Fahrpreis mit ihm?«
»Das gehört dazu. Ich bin ein ehrenwerter Dieb. Ich bin der arme Moritz Khajiit, ich muss über den Preis verhandeln.«
»Aber sicher doch, du armer, armer, ach so armer Moritz Khajiit. Du machst deinem Spitznamen alle Ehre. Ich habe Mitleid mit dir, falls ich Zeit habe«, zwinkerte sie ihm zu.
»Was kann ich dafür, wenn die Leute mich so nennen? Das Mitleid der Bürger hat mir damals in den Gossen von Rifton geholfen.«
»Heute nicht mehr«, fiel sie ihm ins Wort. »Du warst in Elsweyr ein ehrenwerter Erzmagier bevor du nach Himmelsrand kamst. Die Kutscher haben es nicht leicht, besonders jetzt, im Krieg. Auch sie müssen über die Runden kommen. Versprich mir bitte, dass du nett zu ihm bist, ja?«
Sie kraulte ihn am Nacken, da konnte er nicht widersprechen. »Also gut, mein Schatz, ich werde nett sein zum Kutscher.«
»Kennst du überhaupt seinen Namen?«, fragte sie.
»Ich glaube, er heisst Bjorlam«, antwortete Moritz verlegen. «Genau, Bjorlam, der Kutscher.»
Er nahm seine Sachen, gab Lisette einen langen, innigen Abschiedskuss und machte sich auf den Weg.